Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Kinderheimhilfeverein! Ich fasse die Informationen der letzten beiden Tage hier kurz zusammen:
Die Tage 47 und 48 des Krieges in Europa.
Und kein Ende in Sicht. Ganz im Gegenteil. Im Osten ziehen die russichen Truppen massive Verbände zusammen. Und es kommt dort ja auch schon zu Angriffen, so auch in Saporohshje. Athurs Mutter schreibt mir: "Das ist das Ende der Ruhe. Heute wird den ganzen Tag in der Nähe der Stadt gekämpft. Explosionen sind die ganze Zeit zu hören. Wir haben Angst. Ich beruhige die Kinder, so gut ich kann. Ich darf meine Schwäche nicht zeigen. Und stark zu sein macht so müde."
Am Montag herrscht hektsche Betriebsamkeit im Kinderheim. Zahlreiche Freiwillige helfen mit, die Vorräte und Medikamente, die wir seit Kriegsbeginn angelegt und angeschafft haben, zu verpacken. Natürlich gehören auch Lebensmittel, Getränke und Hygieneartikel dazu. Da als neue Herberge in der Nähe von Lemberg ein (altes) Krankenhaus benannt wurde, haben sogar unsere Helfer Kinderbetten auseinander gebaut und verpackt, da keine kleinen Betten dort vorhanden zu sein scheinen.
Der Transport zum Bahnhof erfolgte dann über zahlreiche Privatautos und einen LKW.
Gegen Nachmittag wurden dann die 85 Kinder zusammen mit ihren 35 Betreuerinnen mit 2 Bussen an den Bahnhof gebracht. Am Bahnnhof wurden alle oben genannten Vorräte etc. mittels einer Menschenkette in den Zug verladen.
Am Spätnachmittag setzte sich der Zug in Bewegung. Tagsdrauf, nach rund 26 Stunden Fahrt, erreicht der Zug Lemberg. Die Kinder werden wieder mit Bussen abgeholt. Die 25 kleinsten werden in das Kinderheim der Stadt gebracht, die anderen zur neuen Unterkunft. Die Zuladung wird mit Transportern abgeholt.
Alles Beschriebene können Sie auf den Fotos unten anschauen.
Wir sind froh, dass nun fast 200 Kinder im Westen der Ukraine untergebracht sind. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob Maßnahmen an der Unterkunft getroffen und inweit neue Anschaffungen von uns getätigt werden müssen. Wir halten Sie auf dem Laufenden. Aller Vorraussicht nach wird diese Unterkunft aber nur eine Zwischenlösung sein, da nach erstem Augenschein weder Räumlichkeiten noch Ausstattung kindgerecht sind. Auf den Fotos wird der beengte Raum gut deutlich. Julia ist dabei, einen Umzug in die Nähe der bereits dort wohnenden SONETSCHKO Kinder zu organisieren. Aktuell sind die beiden Standorte rund 50km voneinander entfernt.
Zum ersten Mal in der Geschichte des Kinderheims steht nun das "Haus der Kinder" leer. "Es braucht Zeit, zu realisieren, was passiert ist", schreibt mir Oksana, die in Saporoshshje geblieben ist und den administrativen Teil der Kinderheimleitung weiterhin aufrecht erhalten wird. Sie wird von einem Sicherheitsdienst unterstützt.
Wir hoffen auf eine ruhige Nacht für alle in Saporoshshje verbliebenen, die schwerbeinderten Kinder in den Kliniken, Arthur und seine Familie, die Frauen des Peronals, die nicht mitgefahren sind, und meine zahlreichen Freunde, die nicht die Möglichkeit haben, die Stadt zu verlassen.